Wir haben Zeugen:
Erfahrungsberichte zum Dienst

Halil Y.
Polizeimeister
Herr Y. wurde bereits während seiner Ausbildung in 2010 interviewt. Schon damals hatte er klare Vorstellungen von dem Beruf eines Polizisten und seinen Vor- und Nachteilen. Seit März dieses Jahres ist er als Polizeimeister in der Bereitschaftspolizei voll im Einsatz und hat sich gerne noch mal für ein Interview zur Verfügung gestellt.
Wurden Ihre Erwartungen an die Ausbildung erfüllt?
Eigentlich schon. Mir war vorher schon klar, dass Disziplin und Fleiß die Basis der Ausbildung ausmacht. Wenn man souverän als Polizeibeamter auftreten will, muss man die Theorie zunächst gut lernen, damit man in der Praxis alles anwenden kann. Es war eine schöne Erfahrung, eine Berufsausbildung, die anspruchsvoll ist, erfolgreich abzuschließen.
Kam es Ihnen am Anfang auch so vor, dass man ganz viele neue Gesetze kennengelernt hat und man damit erst einmal nicht so viel anfangen konnte?
Ja, das stimmt. Es ist jedoch ein Hauptbestandteil, dass man Rechtswissen hat. Wenn ich nicht weiß, was mein Gegenüber falsch gemacht hat, dann kann ich ihn dafür auch nicht belangen. Damit ich souverän auftreten kann und man mich als Polizeibeamten respektiert, muss ich ihm auch klar sein Vergehen nachweisen können, falls er oder sie etwas falsch gemacht hat.
Was hat Ihnen an der Ausbildung am besten gefallen?
Der Sportunterricht, insbesondere die Selbstverteidigung, da ich früher eine Weile geboxt habe, hat es mich immer sehr interessiert. Da habe ich wirklich immer mit Herzblut mitgemacht. Ich habe nie eine Sportstunde verpasst.
Die Lauf- und Schwimmeinheiten waren jetzt nicht so meins. Ich bin nicht der Ausdauersportler, aber die haben mich auch fit gemacht.
Der praxisnahe Unterricht war auch super. Er heißt bei uns AE (Ausbildung für den Einsatz). Da spielt man mit den Kollegen reelle Situationen aus der Praxis zum Beispiel im Hintergelände der Polizeischule (sogenannte „Fighting City“: Nachbau von mehrstöckigen Häusern und ganzen Straßenzügen) durch. Die einen sind die Zivilisten, die anderen die Polizisten. Wir haben dabei viel gelacht, weil es manchmal ganz schön chaotisch war. Man lernt dadurch, dass es im echten Berufsleben manchmal genauso chaotisch sein kann, es aber trotzdem klappt.
Ich war bei diesen Inszenierungen mal Polizist und mal „Störer“ (Randalierer u.ä.).
Wenn man den „Störer“ spielt, dann will man natürlich auch ein bisschen Spaß, da will man seinen Kollegen etwas bieten, damit die auch wirklich etwas zu tun haben.
Dabei härtet man sich aber auch etwas ab. Diese Übungen sind gut durchdacht und bereiten einen auf den Ernstfall vor.
Die Ausrüstung (Körpervollschutz etc.) in der Ausbildung ist wesentlich leichter, als die in der Praxis, also bei der Bereitschaftspolizei. Dort hat man dann noch andere Schutzplatten, nicht nur Plastik, drin, damit man gegen Steinwürfe geschützt ist.
Schildern Sie Ihre interessantesten Erlebnisse während der Ausbildung.
Wir haben mit der ganzen Klasse während der Ausbildung einen Lauf über 18 km in voller Montur, also Oberkörpervollschutz, Helm, Schienbeinschonern, Stiefel und drei Feuerlöscher, die abwechselnd von der Gruppe getragen wurden, absolviert. Von der Ausbildungsstätte bis zum Grunewaldturm und zurück.
Wenn ich mal eine Schwächephase hatte, haben mich meine Kollegen angefeuert. Bei anderen habe ich dann mal gezogen und aufgemuntert. Das hat die Klasse enger zusammengeschweißt. Keiner will, dass einer aus dem Team auf der Strecke bleibt.
Anschließend haben wir uns zusammen gesetzt und Spagetti Bolognese gekocht, gegessen und gequatscht.
Was mich auch sehr beeindruckt hatte, war, dass unsere Gruppenführerin die ganze Zeit mit uns mitgelaufen ist. Sie ist nicht auf dem Gruppenwagen geblieben und hat über Lautsprecher angefeuert, sondern sie war die ganze Zeit dabei.
Die letzten 300 Meter konnte ich nicht mehr, ich war kurz davor aufzuhören, da hat sie gesagt: „Sie werden diesen Lauf jetzt zu Ende laufen.“ Das hat mir noch den letzten Kick gegeben. Ich habe es geschafft!
5-6 km sind wir in der Ausbildung zuvor schon öfter gelaufen, aber diese 18 km in voller Montur, das war die Krönung!
"Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen!"Polizeimeister Halil Y.