Wurden Ihre Erwartungen an die Ausbildung erfüllt?
Ja, im Großen und Ganzen schon. Das, was man in der Ausbildung mitbekommen hat, hat man so auch alles in der Praxis wiedergefunden.
Die Ausbildung soll anstrengend und zeitintensiv sein. Stimmt das?
Ja, das kann ich bestätigen. Der eigene Alltag ändert sich, zum Beispiel, wann man schlafen geht und wann man aufsteht. Das Wochenende wird viel intensiver ausgelebt. Es geht in den zwei Jahren Ausbildung schon sehr viel um die Polizei.
Der Freundeskreis ändert sich dadurch zwangsläufig, im positiven wie auch im negativen Sinne. Gute Freunde bzw. Freunde, die man als gute Freunde bezeichnet hatte, sind dann manchmal nicht mehr da, wenn sie sehen, dass die eigene Zeit geringer wird, dass man viel Zeit für seinen Beruf und seinen weiteren Lebensweg investieren muss.
Man darf das jetzt aber nicht zu negativ auslegen. Die Ausbildung ist umfangreich, keine Frage, aber wenn du es dann geschafft hast, dann siehst du, die Mühe hat sich gelohnt. In dem Augenblick versteht man das nicht so und findet es anstrengend, weil man das vorher nicht so kannte. Im Nachhinein sagt man sich, zum Glück habe ich das so gemacht.
Kam es Ihnen am Anfang auch so vor, dass man ganz viele neue Gesetze kennengelernt hat und man damit erst einmal nicht so viel anfangen konnte?
Bei mir war es nicht so. Ich habe vorher drei Semester Jura studiert. Der Einstieg in diese Rechtsthematik war für mich dadurch sehr angenehm; leicht sage ich jetzt nicht, aber viel verständlicher, weil ich die Grundlagen kannte.
Das Polizeidenken im Allgemeinen anzunehmen, war eher das, was einem zunächst fremd war; nämlich sehr objektiv zu bleiben und keine Partei zu ergreifen.
Die schulischen Aspekte sind zu einem großen Teil reine Fleißsache gewesen. Wenn man da dran bleibt, dann schafft man das auch. Das haben schon einige Tausend vor uns geschafft.
Was müsste an der Ausbildung ggf. verbessert werden?
Wenn ich in der Position wäre, etwas verändern zu können, dann würde ich definitiv den Praxisbezug erweitern. Das, was mir in der Schule erzählt wird, ist alles schön auf dem Papier, man kann sich das durchlesen und markieren, aber auf der Straße funktioniert es dann doch meistens ein bisschen anders.
Die Berufs- und Lebenserfahrung ist für den Polizeiberuf sehr wichtig.
Schildern Sie Ihre interessantesten Erlebnisse nach der Ausbildung.
Es war zum Beispiel sehr interessant, Herrn Putin bei seinem Besuch in Berlin als Einsatzhundertschaft zu begleiten.
Der 1. Mai ist natürlich auch ein Erlebnis. Wir haben zum 01. März ausgelernt und zwei Monate später waren wir schon bei den Veranstaltungen zum 1. Mai dabei. Es ist eindrucksvoll, so viele Menschen vor sich zu haben, die etwas „gegen die Polizei haben“. Natürlich nicht alle, aber es gibt einen Kern, der öffentlich gegen die Polizei propagiert und auch handelt.
Wie fühlt sich das an?
Herzklopfen ist da, auch wenn man sich im Team sicher fühlt. Man hat ein großes Fragezeichen und fragt sich, zu was sind die eigentlich fähig? Man liest im Internet einige Berichte, überlegt, was im besten und schlechtesten Fall passieren könnte. Wenn einem dann Ablehnung entgegen gebracht wird, denkt man, was ist denn hier los, was wollen die eigentlich von mir? Womit haben die denn eigentlich ein Problem?
Da fasst man sich schon an den Kopf und sagt, okay, Hauptsache, wir sind da, wir sind stark, wir sind zusammen. Das hatte ich damals beim Interview auch schon gesagt, solange man als Einsatzeinheit funktioniert, ist eigentlich alles zu bewältigen. Da braucht man keine Angst zu haben.
Viele Menschen wollen einfach nur friedlich feiern. Geht man zum Maifest, wird da gekocht und getanzt, es ist alles wunderbar und dann kommt bei einigen Menschen ab einer gewissen Uhrzeit eine Unruhe auf. Dann passiert das, was seit Jahren passiert. Zum Glück in den letzten Jahren nicht mehr in der Form, wie es früher war. Aber wir müssen damit leben, dafür sind wir Hauptstadt-Polizei.
Man sucht als Polizist nicht jeden Tag den Kick. Wir sind auch nur Menschen. Wir bereiten uns gut auf solche Großveranstaltungen vor. Es ist ein Prozess, der sich über Jahrzehnte entwickelt hat in Berlin.
Außerdem haben wir sehr gute Schutzkleidung. Wenn wir mal beworfen werden, sind wir größtenteils geschützt. Zum Glück denkt da oben jemand an uns, zu mindestens der Dienstherr und kleidet uns situationsgerecht ein.