Wir haben Zeugen:
Erfahrungs­berichte zum Dienst

SEK Beamter schaut in die Kamera

Sebastian K.

Polizeioberkommissar

Dienst bei den Spezialisten – Polizeioberkommissar Sebastian K. über seinen Job beim SEK Berlin

Sebastian wollte in seinem Beruf schon immer was erleben, mit Menschen zu tun haben und im Team arbeiten.

Daher hatte er nach der Ausbildung im mittleren Polizeivollzugsdienst zuerst zwei Jahre in einer Einsatzhundertschaft seinen Dienst versehen, um sich dann zum Präzisionsschützenkommando (PSK) zu bewerben.

Nach Beendigung des 6-monatigen Lehrgangs folgten zwei Jahre beim PSK und nach einem Aufbaulehrgang seit 2008 der Einsatz beim Spezialeinsatzkommando (SEK).

 

Wo wirst Du zurzeit eingesetzt? Was sind Deine Aufgaben?

Neben meiner Tätigkeit als Einsatzbeamter in einer Spezialeinsatzgruppe bin ich ausgebildeter Rettungssanitäter sowie Präzisionsschütze, außerdem werde ich noch als Multiplikator für das Training mit dem Tonfa (Schlagstock), also im Bereich Kampfsport, eingesetzt.
Ein SEK-Beamter muss sich einen Großteil seiner Dienstzeit fortbilden und trainieren, auch als Sanitäter muss ich fachlich immer auf dem Laufenden bleiben, regelmäßig Praktika und Fortbildungen im Krankenhaus und bei der Feuerwehr absolvieren.
Als Scharfschütze trainiere ich ständig mit meinen Waffen, denn ich muss immer wissen, bei welchen Entfernungen und Witterungsverhältnissen, ob Sommer, ob Winter, ich die Waffen wie einzusetzen habe.
Darüber hinaus werde ich, insbesondere bei Staatsbesuchen, zur Sicherung der Schutzperson eingesetzt.

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um zum SEK zu kommen?

Man muss u.a. Beamter auf Lebenszeit sein. Die Altersobergrenze liegt grundsätzlich bei 32 Jahren. Der Bewerber muss aus polizeiärztlicher Sicht tauglich sein, den Intelligenz- und Persönlichkeitsstrukturtest, den Schießtest und einen Sporttest erfolgreich bestehen.

Wie schwer ist der Ausbildungslehrgang für das SEK? Wie lange dauert er?

Ich fand ihn sehr schwer. Es ist ein Auswahlverfahren, welches mit deiner Bewerbung beginnt. Bei mir musste mein Vorgesetzter eine Sondervorlage schreiben, weil ich erst zwei Jahre Praxiserfahrung hatte. Solltest du alles bestehen, wirst du für den Basislehrgang zugelassen, der 6 Monate dauert. Die ersten 6 Wochen sind unbeschreiblich! Taktiktraining, Schießausbildung, rechtliche Schulung, Abseilen und Klettern, Selbstverteidigung und immer wieder Sport. Man muss es einfach erleben, um es beschreiben zu können. Jeder, der hier ist, weiß, was gemeint ist. Um es kurz zu machen, ich war gg. 17.30 Uhr bettfertig. Danach folgt eine Belastungswoche, die Schlafentzug voraussetzt und den Körper nochmal über die Grenzen führt. Sollte man diese erste Zeit überstehen, geht es los mit den Taktikbeschulungen durch die Teams. Währenddessen erfährt hier jeder eine fundierte Schießausbildung, sowie eine Ausbildung in verschiedenen Kampfsportarten.

Warum bestehen nicht alle den Lehrgang?

Wir waren am Anfang 17 Personen und am Schluss blieben 8 übrig. Einer ist gleich am ersten Tag ausgeschieden, er hatte sich das Kreuzband gerissen. Oft ist das Ausscheiden verletzungsbedingt, da der körperliche Anspruch doch sehr hoch ist. Sei es beim Kampfsport, beim Hindernisparcours oder bei den ganzen anderen Sachen. Man bereitet sich zwar schon intensiv auf den Lehrgang vor, bloß manche machen vorher schon viel zu viel und sind so ausgereizt, dass sie sich nicht mehr steigern können. Der Körper ist dann einfach schon „satt“. Man muss das gesunde Mittelmaß finden.
Es sind auch einige beim Schießtest durchgefallen und einige, weil ihre Persönlichkeit doch nicht den besonderen Anforderungen entsprochen hat.

Was für Persönlichkeiten will denn das SEK haben?

In erster Linie charakterlich gefestigte Kollegen, die auch in schwierigen Situationen in der Lage sind, überlegt und mit Augenmaß zu handeln. Der Teamgedanke ist bei uns keine leere Phrase, sondern wird hier tatsächlich gelebt. Die außergewöhnlichen Fähigkeiten, die man sich im Laufe der Jahre aneignet, die besonderen Einsatzmittel und der Zusammenhalt untereinander machen den Dienst im Kommando zu etwas ganz Besonderem.

Wie sieht der Arbeitsalltag beim SEK aus?

In Berlin haben wir die Besonderheit des 24-Stunden-Dienstes. So ein Langdienst beginnt immer mit dem Aufrüsten der Fahrzeuge und dem Überprüfen der persönlichen Ausrüstung, damit alles für den Einsatz bereit ist, wenn der Anruf kommt.
In den letzten Jahren hat das SEK Berlin im Durchschnitt 500 Mal im Jahr bei der Bewältigung von besonderen Einsatzlagen unterstützt. Nach dem Einsatz gibt es in der Regel eine intensive Nachbereitung, gefolgt von ausführlichen schriftlichen Dokumentationen. Wenn dann noch Zeit bleibt, wird diese mit Sport oder persönlicher Fortbildung gefüllt.
Neben unseren Langdiensten haben wir noch sogenannte Kurzdienste, sowie Ausbildungswochen, in denen die unterschiedlichsten Module trainiert werden. Unterstützt werden wir dabei von unserer Ausbildungsgruppe. Darüber hinaus gibt es in jedem Team Multiplikatoren für die einzelnen Bereiche. Wir stehen in engem Austausch zu Spezialeinheiten aus ganz Deutschland und haben auch viele internationale Kontakte. So ist sichergestellt, dass wir stets über technische Neuerungen, taktische Weiterentwicklungen oder herausragende Einsätze anderer Einheiten informiert sind.

Schildere Deine interessantesten Erlebnisse in Deinem Berufsleben.

Von meinen Einsätzen beim SEK möchte ich aus Sicherheitsgründen nichts sagen. Meine SEK-Zeit ist super, keine Frage. Da möchte ich auch nicht tauschen. Es gibt viele interessante Erlebnisse, aber es ist auch gefährlich, das darf man nicht vergessen und vor allem nicht auf die leichte Schulter nehmen. Herausragende Ereignisse waren letztes Jahr die Geiselnahme in der Deutschen Bank in Zehlendorf, ein Einsatz in der Kantstr., bei dem auf die eingesetzten Beamten geschossen wurde und ein Einsatz mit dem SEK Brandenburg Waßmannsdorf, wobei ein Kollege angeschossen und schwer verletzt wurde. Diese sind alle der Presse zu entnehmen.

Mein einschneidenstes Erlebnis außerhalb meiner SEK-Zeit war gleich in der Ausbildung in meinem ersten Praktikum. Wir wurden zu einer hilflosen Person gerufen. Es handelte sich um eine Oma, die gerade mit ihrem Enkel einkaufen gegangen und dann einfach umgekippt ist. Das Enkelkind mit seinen 4 Jahren stand da, wir haben versucht die Frau wiederzubeleben. Es war aber leider zu spät. Man darf bei allem nicht das Zwischenmenschliche vergessen, das spielt eine große Rolle.

Welche Tipps hast Du für SEK-interessierte Kollegen und für Berufsanfänger / -innen?

Den Berufsanfängern empfehle ich, seid stets offen und interessiert. Die Behörde bietet eine Fülle an Möglichkeiten und Herausforderungen, da ist für jeden das Richtige dabei. Und auch wenn andere Polizeien vielleicht ein paar Vergünstigungen mehr bieten, der Dienst in der Hauptstadt ist und bleibt etwas ganz Besonderes und zählt sicherlich zu den interessantesten und spannendsten in ganz Deutschland.

Interessierte Bewerber für das SEK sollten vorher unbedingt die jährlichen Fördertage des LKA 63 besuchen. Hier erhält man einen guten Überblick über die eigene Leistungsfähigkeit und die der Mitbewerber. Darüber hinaus gibt es wertvolle Tipps unserer Ausbildungsgruppe, in welchen Bereichen man bis zum Auswahlverfahren noch zulegen muss. Wer es einmal auf den Lehrgang geschafft hat, sollte jedoch zu keinem Zeitpunkt an seiner Entscheidung zweifeln. Dann heißt es durchhalten und sich überraschen lassen, wozu der menschliche Körper so alles fähig ist.

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